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Klassische Tanze Rajasthan

Klassische Tanze Rajasthan Der klassische indische Tanz verfügt über viele Facetten. Jede Region, jede Volksgruppe hat ihre eigenen Tänze, von Volks- und Ritualtänzen bis hin zu komplex choreographierten Gruppentänzen. Trotz dieser Vielfalt gibt es eine übergreifende Tanzkultur. Sie zeigt sich in vielen Gemeinsamkeiten des Bewegungsrepertoires und der mythologischen Stoffe. Der klassische indische Tanz handelt von Göttern und Dämonen, Helden und Schurken, Prinzen und Prinzessinnen. Dominierendes übergreifendes Element in allen klassischen Tänzen ist die Sprache des Körpers: Mit Gesten, Blicken, Sprüngen und Pirouetten zeigt sie Liebe, Vergnügen, Mut, Sorge, Furcht, Zorn, Entschlossenheit, Verwunderung, Abscheu u.a.m., erzeugt sie Stimmungen und Emotionen. Diese Körpersprache beruht auf einer alten, ausgefeilten Tanztheorie, die in der Welt ihresgleichen sucht. Insgesamt werden heute 7 verschiedene Stile als klassische Tänze klassifiziert:

Kathak Der traditionelle Kathak-Stil ist eine Synthese zweier Kulturen, der hinduistischen und muslimischen. Die Bezeichnung Kathak leitet sich ab vom Wort katha (Geschichten), denn die Tänzer erzählten mit ihren spezifischen Ausdrucksmitteln Geschichten aus den großen Epen des alten Indien. Der Kathak hat in der heutigen Form eine lange Entwicklung durchlaufen. Einst als religiös inspirierter, erzählender Tanz in den hinduistischen Tempeln Nordindiens entstanden, ist er im Laufe des 15. Jahrhunderts zu opernhaftem Spiel erweitert worden. Unter der Herrschaft der muslemischen Moguln im 16. Jahrhundert wurde aus dem Kathak dann eine höfische Tanzform, in deren Mittelpunkt der Krishna-Kult stand. Heute vereinigen sich im Kathak hinduistische und muslemische Elemente zu sprühender, rhythmisch virtuoser Darbietung. Die Bewegungsmuster und Ausdruckformen sind im Kathak immer eng mit der zugrunde liegenden Geschichte verflochten.

Odissi Als ursprünglicher Tempeltanz, dargeboten von Devadasis (Dienerinnen der Götter), welche die Statuen ankleideten, wuschen und bei Festen tanzten und sangen, war der Odissi einem Schicksal ausgesetzt, das er mit anderen Tanzstilen lndiens teilen mußte. Spätestens ab der Ganapati-Dynastie (1434-1568) war es üblich, daß Devadasis, auch Maharis genannt, vor Tempelgottheiten tanzten, insbesondere im Jagannath-Tempel in Puri. König Narasimha I. (1238-64) soll mehrere Hundert dieser Tempeltänzerinnen an dem von ihm errichteten Sonnen-Tempel von Konarak beschäftigt haben. Während der Herrschaft der Moslems und Briten gerieten die Maharis aber zunehmend in Verruf, da ihnen Tempelprostitution nachgesagt wurde. Erst vor vier Jahrzehnten wurde im nordöstlichen Bundesstaat Orissa diese bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurückreichende klassische Tanzform wiederentdeckt. Der Odissi ist meist ein Solotanz, der fast nur von Frauen dargeboten wird. Seine Tanztechnik beruht auf den klassischen Ausdrucksformen von Nritta und Nritya: Nritta ist ein reiner Tanz ohne Inhalt und Symbole, Nritya hingegen ist ein Tanz, bei dem oft devotionale Themen durch eine stilisierte Form von Körperbewegungen, Beinarbeit, Handgesten und Mimik ausgedruckt werden. Man tanzt überwiegend auf den Fersen, vor allem wenn die Tänzerin kraftvoll stampfend und in genau vorgeschriebenen geometrischen Mustern vor- oder rückwärts schreitet, so daß die Fußglocken laut erklingen. Es gibt ein großes, oft dem Natyashastra folgendes Repertoire an Drehungen, stehenden oder auch sitzenden Positionen, Sprüngen, Gangarten und Handgesten. Besonders charakteristisch ist die Tribhanga-Haltung, bei der Beine, Hüfte und Kopf wie zu einer S-Kurve geformt werden, sowie die Chauka-Grundposition, in der man die Füße nach außen dreht und die Beine ein wenig beugt. Daneben gibt es eine Reihe spektakulärer Bewegungsmuster wie zum Beispiel die Wagenrad-Position oder die Bienendrehung. Die Tänzerinnen tragen traditionelle Kostüme: einen Seidensari im Webstil Orissas mit passender Blume, eine fächerförmige Schürze und einen Gürtel, der aus silbernen Plättchen zusammengesetzt ist und doppelt um die Hüfte gewickelt wird. Blumen kränzen das zu einem Knoten hochgesteckte Haar, das häufig auch ein Diadem schmückt. Armringe, Ketten und Fußglöckchen runden die durchweg graziöse Erscheinung der Tänzerin ab. Das Gesicht wird einfach geschminkt, nur die Augenpartie wird mit schwarzer Farbe betont, um den mimischen Teilen einen besonderen Ausdruck zu verleihen. In die Handflächen sind oft rote Farbmuster gemalt.

Manipuri Die Manipuri- oder Raas-Tänze haben ihren Ursprung-wie der Name schon sagt-in wunderschönen Manipur, das im Nordosten Indiens liegt. Sie gehören zu den großartigsten Tanztraditionen Indiens. Entstanden aus ländlichen Fruchtbarkeitszeremonien werden die Manipuri-Tänze ständig durch neue, frische Impulse belebt. Vielleicht gelten sie auch deshalb als die ältesten und zugleich jüngsten unter den klassischen indischen Tänzen. Anmutige, bis ins letzte Detail stimmige Bewegungen und bruchlose Abläufe sind typisch für diesen Tanzstil. Es scheint, als ob die Fersen der Tänzer fast nie den Boden berührten. Alles scheint von schwereloser Leichtigkeit. Die Manipuri-Tänze symbolisieren die Essenz hinduistischen Strebens: Das Bemühen der menschlichen Seele, mit dem Universum eins zu werden. Die Manipuri-Tänze sind vor allem Gruppentänze. Charakteristisch sind ausgefeilte Choreographien sowie die farbenprächtigen Kostüme der Tänzerinnen mit den weit ausgestellten zylindrischen Röcken. Die Tänze sind mit Mythen und Legenden, die in diesem Teil Indiens so zahlreich vorhanden sind, eng verflochten. Im Mittelpunkt stehen oft Shiva und Parvathi, die einer Legende zufolge diesen schönen Landesteil besucht haben sollen.
Bharata Natyam Die klassische Tanztradition des Bharata Natyam wird vor allem in den südöstlichen, tamil- und telugusprachigen Regionen Indiens gepflegt. Bharata Natyam - der Begriff ist erst am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Der Bharata Natyam zeigt dermaßen hohe Übereinstimmungen sowohl mit alten tanztheoretischen Texten als auch mit den Tanzposen historischer Tempelskulpturen, daß man von einer der ältesten Tanztraditionen Indiens sprechen kann. In Anlehnung an die alten Textvorlagen hat der Bharata Natyam eine große Zahl von Körperhaltungen und -bewegungen (karana), Schrittfolgen (cari) sowie Hand- und Fingergesten (hasta) klassifiziert. Hinzu kommt eine ausgeprägte Mimik. Kopf, Nacken und Schultern bilden eine Einheit und werden mitunter zusammen seitwärts bewegt. Charakteristisch sind lineare Bewegungen und auch, daß Arme und Beine imaginäre Dreiecke nachbilden, etwa wenn die Beine seitlich angezogen sind oder die Hände auf den Hüften liegen. Je nach Schultradition kommen im Bharata Natyam bis zu 120 präzise festgelegte Bewegungssequenzen vor, die einzeln mit Lautsilben, den Sollukattus, benannt sind. Die Tänzerinnen tragen oft einen reich verzierten Seidensari, der sich vorne bei Spreizbewegungen fächerartig öffnet, und eine passende Brokatbluse. Geschmückt sind die Akteure mit silbernen Halsketten, Hüftgürteln und Armringen sowie Fußglöckchen. Handflächen und Fußsohlen können mit roter Farbe in geometrischen Verzierungen und mit glückverheißenden Symbolen bemalt sein.

Kathakali Kathakail Dance, Kerala, IndienDer Kathakali ist eine Imitation der Welt. Bis ins kleinste Detail sind Bühne und Darsteller mit Svmbolismen besetzt. So repräsentiert das Podium je nach Szenerie den Himmel, die Erde oder die Unterwelt. Und die Dochte einer hohen Öllampe auf der Bühne gelten als Sonne und Mond. Von besonderer Bedeutung sind Make-up und Kostüme. Schon am Morgen der abendlichen Aufführung mischt der Maskenbildner die Farben. Bereits Stunden vor dem Auftritt schminkt er bestimmten Darstellern einen breiten, weißen Kragen aus Reispaste über Kinnlade und Backenknochen. Diese Gesichtsmanschette muß zwischen durch immer wieder trocknen, bis sie hart wie Stuck geworden ist. Dann malt er Augenbrauen, Mund und Stirn in verschiedenen Farben und Mustern an. Farben und Make-up sind klar typisiert, so daß der Zuschauer gleich erkennt, wen er für gut und für böse zu halten hat. Die Kostüme sind meist üppig ausgestattet mit Schmuck, langen Kordeln, hohen Kronen oder Kopfbedeckungen, Pfauenfedern, Rüschenschals und aufgestickten kleinen Spiegeln. Nach Make-up und Kostümierung sind die Darsteller nicht mehr bloße Schauspieler, sondern Götter oder Helden und Dämonen. Auch darf man sie dann nicht mehr mit ihrem persönlichen Namen anreden. Bei Beginn der Aufführung erscheinen mit unter die Hauptdarsteller hinter einem brusthohen Vorhang und geben in einem langsamen Einführungstanz dem Zuschauer Gelegenheit, sich allein auf die kunstvollen Make-ups und die minutiöse Mimik zu konzentrieren.
Kuchipudi Der Kuchipudi-Tanzstil stammt aus dem Bundestaat Andhra Pradesh im Südosten Indiens. Der Kuchipudi hat Ähnlichkeit mit dem Solotanz im Bharata Natyam und mit dem brahmanisch geprägten Bhagaparamela-Tanztheater. Diese Stilrichtung ist in ihren Vorläufern schon ab dem 7./8. Jahrhundert nachweisbar. Sie faßte Tanz, Theater und Musik als ein besonders geeignetes Mittel auf, Bhakti, die Idee einer vor allem vishnuitisch geprägten Gottesliebe, zu verbreiten. Hinzu kamen, ab etwa dem 13. Jahrhundert, Elemente des Krishna-Kults. Dementsprechend oft handeln die Kuchipudi-Stücke von Episoden aus den Leben Vishnus und Krishnas. Einer der bekanntesten Autoren von Bhagavatamela und Kuchipudi-Stücken ist der Heilige Tirtha Narayana Yati (um 1400), aus dessen Feder viele Dramen stammen, die oft als Vorlage für neuere Versionen und Choreographien dienten. Sein Schüler Siddhendra Yogi soll es gewesen sein, der mit einem eigenen Stück den Nawab von Golconda begeisterte. Dieser Heilige gilt daher als der Begründer des Kuchipudi. Im Unterschied zum Bhagavatamela sind die vor Ort mitunter mehrtägigen Aufführungen des Kuchipudi dramaturgisch weniger geschlossen. So können einzelne Programmteile des BharataNatyam-Solotanzes den Handlungsverlauf eines Stückes durchbrechen. Während im Bhagavatamela ausschließlich Männer tanzten, treten im Kuchipudi auch Frauen auf. Die große Vielfalt der Stücke und der breite Raum für Virtuosität haben den Kuchipudi-Stil immer beliebter gemacht. Die Tanztechnik des Kuchipudi gleicht im wesentlichen der des Bharata Natyam: Auch sie weist viele Übereinstimmungen mit dem Natyashastra-Text auf, auch sie wechselt zwischen kraftvollen und eher anmutigen, zwischen rein rhythmischen und mehr ausdrucksvoll-erzählerischen Elementen. Charakteristisch für den Kuchipudi ist das äußerst virtuose Bewegungsrepertoire: Zu den Besonderheiten zählen ein artistischer Tanz auf einem Messingtablett, auf dem der Darsteller zu einem 'Verblendung' (mohana) genannten Raga bis zu fünfunddreißig rhythmische Variationen entwickelt, oder ein Tanz mit brennenden Lichtern, die der Akteur auf Kopf und Händen balanciert.

Mohini Attam Der Mohini Attam ist vermutlich der jüngste der klassischen indischen Tänze und hat seinen Ursprung im südindischen Kerala, wo er besonders unter der Herrschaft des berühmten Maharadscha Swati Tirunal als (wahrscheinlich) weiblicher Gegenpol zum Kathakali zur Blüte gelangte. Seine Wurzeln gehen vermutlich auf das 14. Jahrhundert zurück. Im Laufe der Entwicklung wurde er u.a. auch vom Bharata Natyam beeinflußt, was besonders in den hastas (Hand- und Fingergesten) und im Repertoire deutlich wird. Andere Quellen besagen, daß der Mohini Attam zwischen dem 14. Und 17. Jahrhundert aus dem Bharata Natyam, dem Kathakali und einem Volkstanz besonders von den Frauen in Kerala entwickelt wurde. In der heutigen Form ist der Mohini Attam ein sehr rhythmischer Tanz, der mit ausgefeilter Körpersprache, Mimik und Gestik vor allem Themen aus Ramayana, Mahabarata und den Puranas interpretiert.

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